Neuro(r)evolution

Im Hebräischen liegt die Vergangenheit nicht hinter uns. Sondern vor uns. Weil wir sie sehen können. Während in unserem Rücken mit der Zukunft das Ungewisse wartet. Wie gehen wir dann aber weiter – rückwärts gewandt oder drehen wir uns einfach um? Und wenn wir uns umdrehen, was sehen wir dann?

Ich bin blind.

Einseitig blind. Ich kann mich selbst nicht sehen. Da sind nur Schemen. Egal wie oft ich hin und herlaufe und mich bemühe, die Perspektive zu wechseln – ich komme aus mir selbst nicht raus. Bin in meinem Kopf gefangen. Kann mich nicht sehen. Nur spiegeln lassen.
Jahrelang. Von unzähligen Leuten. Aus unzähligen Perspektiven. Sie alle sehen mich. Irgendwie. Sie erzählen mir. Von mir.
Aber kein Mensch ist immer nur, was wir von ihm sehen. Er ist nie nur die Summe seiner Taten. Er ist nie nur der Ist-Zustand. Denn schneller als wir denken können, vergeht jeder Ist-Zustand und es folgt ein neuer. Eine Sekunde weiter, und jeder von uns kann längst ein anderer sein. Wer wir sind – das steht doch niemals fest.
Vielleicht ist es nämlich einfach nur eine Idee. Und wenn es nur eine Idee ist? Kann ich vielleicht ALLES sein? JEDERZEIT?

Bei dem Projekt Neuro(r)evolution geht es uns um das Thema Identität, bzw. Identitätssuche.
Dabei kämpfen wir uns durch all das, was war. Um zu verstehen, wie wir hier angekommen sind. Und wohin wir jetzt gehen wollen. Als wer auch immer.
Es ist ein Experiment. Reflexions- und Resonanzraum. Selbstporträt. Und Dokumentation. Alles ist erlaubt.